(K)Ein Deckel für Partizipation
Wahlkabine
Ziele und Dauer
Die aufstellbare Wahlkabine aus Filz schafft die nötige Umgebung für geheime Abstimmungen im Kita-Alltag. Neben einem Grundprinzip demokratischer Wahlen (allgemein, unmittelbar, frei, gleich, geheim) erfahren sie so auch die Wertschätzung für die Bedeutung jeder einzelnen Stimme.
- Selbstwirksamkeitserfahrungen in Wahlprozessen anregen und Autonomie befördern
- Partizipation im Alltag in Form von Wahlen ermöglichen im Rahmen der sicheren (vorbereiteten) Umgebung der Beteiligungs-Schatzkiste
Kompetenzentwicklung: soziale Kompetenzen (respektvoller Umgang mit Geheimnissen, Rücksichtnahme), kognitive Kompetenzen (Verständnis für Wahlvorgänge, Abstimmungen etc.)
Zeitbedarf: ca. 15 bis 45 Minuten, je nach Interesse und Ausdauer der Kinder sowie Abstimmungsthema, ggf. Pausen einplanen
Altersempfehlung: ab 2 Jahren
Tipp: Ampelkarten und Holzwürfel eignen sich anschließend gut, um die Ergebnisse der geheimen Wahl anschaulich werden zu lassen.
Durchführung
Wahlen auf Anregung der Kinder: Kinder sind in der Kita regelmäßig mit vorgegebenen Abläufen konfrontiert, die ihnen Orientierung und Schutz bieten können. Manchmal gehen sie aber auch an dem vorbei, was Kinder für eine freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit benötigen. Oder sie waren einmal sinnvoll, sind nun im Lauf der Zeit jedoch unnötig geworden. Regelmäßige Wahlen und Abstimmungen zu Themen, welche von den Kindern eingebracht und/oder von den Fachkraft in der Beobachtung der Kinder festgestellt wurden, binden Kinder in das Geschehen um sie herum mit ein. Es muss um mehr gehen als nur um die Themen, welche die Erwachsenen gerade für relevant genug erachten. Verschiedene Methoden zur Erhebung der Kinderperspektive als auch gezielte Kinderbefragungen sind ein Mittel der Wahl, um an ureigene Themen der Kinder zu gelangen (mehr dazu unter „Weitere Informationen).
Fotos stehen zur Wahl: Eine Abstimmung zwischen zwei Alternativen kann durch bildliche Darstellung erleichtert werden. Das können beispielsweise Fotos von Gegenständen sein, die angeschafft werden sollen oder von Themen, über die im nächsten Morgenkreis gesprochen werden kann. Unmittelbare Betroffenheit und bestenfalls auch ein vorheriges Ausprobieren der zur Wahl stehenden Möglichkeiten (z.B. bei geplanten Regeländerungen oder neuen Abläufen z.B. beim Mittagessen) tragen gerade bei den jüngsten Kindern (ab etwa 2 Jahren) erheblich dazu bei, kompetent abstimmen zu können. Sie können dann hinter der Wahlkabine Klebepunkte oder die Holzwürfel aus der Beteiligungs-Schatzkiste auf das jeweilige Foto legen. Eine pädagogische Fachkraft steht dabei für Erklärungen (sowohl zur Bedeutung des jeweiligen Fotos als auch zum Ablauf der Abstimmung) zur Verfügung.
Echte Wahl als Daueraufgabe: Die Abstimmungbox, in welche die hinter der Wahlkabine getroffene Wahlentscheidung der Kinder geschoben wird, bildet zusammen mit der Wahlkabine aus Filz ein starkes Symbol für Wahlen. Die Kinder können an dieser regelmäßig sichtbaren Verbindung erkennen, dass ihre Meinung wichtig ist. Entscheidend bleibt jedoch letztlich Ergebnis: Gibt es eine mehrheitliche Wahlentscheidung, muss das auch spürbar sein. Kinder müssen erleben können, dass sie tatsächlich gefragt und wirksam sind. Es wäre mehr als kontroproduktiv, wenn ein gemeinsam erlangtes Wahlergebnis z.B. nachträglich als undurchführbar abgetan wird. Scheinbeteiligung frustriert und enthält Kindern eine fundamentale Erfahrung von Selbstwirksamkeit vor.
Beschwerde: Nicht jedes Kind fühlt sich in der Lage, eine Beschwerde in der Kita direkt an eine Fachkraft zu richten. Zum Beispiel in Verbindung mit dem Sorgenfresserchen bietet die Wahlkabine aus Filz hier eine Möglichkeit, dahinter in aller Ruhe die Beschwerde dem Sorgenfresserchen zu überantworten. Auch in der Abstimmbox können gemalte oder geschriebene Beschwerden von den Kindern abgelegt werden. Der pädagogischen Fachkraft kommt die Aufgabe zu, die Beschwerde-Orte regelmäßig nach neuen „Einsendungen“ zu untersuchen. Noch wichtiger ist jedoch: Es muss etwas passieren, sodass die Kinder merken, dass eine Beschwerde auch etwas in Bewegung bringt. Dazu können Beschwerden ohne Namensnennung in großer Runde besprochen oder im engsten Kreis mit den betreffenden Kindern bearbeitet werden. In jedem Fall muss das Vorgehen allen Kindern bekannt sein.
Weitere Informationen
Die Wahlgrundsätze hat die Bundeszentrale für politische Bildung im „Hanisauland-Lexikon“ zusammengefasst: hanisauland.de/wissen/lexikon/grosses-lexikon/w/wahlgrundsaetze.html
Die Bertelsmann Stiftung bietet Material sowohl zur Kinderbefragung als auch Methoden zur Erhebung der Kinderperspektiven:
- bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/fruehkindliche-bildung/projektnachrichten/achtung-kinderperspektiven-mit-kindern-kita-qualitaet-entwickeln
- bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Jungbewegt/Sommerakademie_2019/Anlage_11_Fachforum_Kinderbefragung.pdf
Wie das in der Kinderbefragung/Kinderperspektive in der gelebten Kita-Praxis aussehen kann, zeigt unter anderem Carolin Grehl: rund-um-kita.de/alle-methoden-der-kinderbefragung-auf-einen-blick/
PARTIZIPATION ERMÖGLICHEN
#Das Recht auf Partizipation ist in der UN-Kinderrechtskonvention verankert. „Jedes Kind hat das Recht auf angemessene Beteiligung und Berücksichtigung seiner Meinung in allen das Kind betreffenden Angelegenheiten, in einer seinem Alter und seiner Entwicklung entsprechenden Weise.“ (BGBl. I, 2011, S. 2).
#Partizipation ist demnach eine gesetzlich verankerte Pflicht. Die Umsetzung beginnt schon in der Kinderkrippe. Partizipation ist die Beteiligung von Kindern an Entscheidungen und die Mitbestimmung und Mitgestaltung des Alltags. Es gibt fünf Prinzipien: Das der Information, der Transparenz, der Freiwilligkeit, der Verlässlichkeit und der individuelle Begleitung.
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