Kinder feinfühlig teilhaben lassen
in und an der Kindertageseinrichtung
Fachtext von Michél Murawa, Berater für Partizipation im Modellprojekt „Der Teilhabe-Rabe und die Schatzkiste frühkindlicher Demokratieerfahrung“
Die Beziehung zwischen Fachkräften in der Kita und den jeweils von ihnen betreuten Kindern ist von kaum zu überschätzender Bedeutung. Von welcher Qualität sie ist, bestimmt darüber, ob Kinder in ihren Bedürfnissen und Entwicklungsphasen gesehen, gehört, ernst genommen und unterstützt werden können.
Feinfühligkeit und Antwortverhalten der Fachkraft sind bedeutsame Merkmale, die in diesem Artikel näher beleuchtet und mit der Ermöglichung von Teilhabe ins Verhältnis gesetzt werden sollen.
Woran wird Feinfühligkeit und ein entsprechendes Antwortverhalten festgemacht?
Eigene Darstellung
In welchem Verhältnis stehen feinfühlig-professionelles Antwortverhalten und Teilhabe?
Eine altersangemessene Teilhabe am Kita-Geschehen setzt voraus, dass neben den Grundbedürfnissen („sicher, satt und sauber“ ) auch die Bedürfnisse nach individuellen und entwicklungsgerechten Erfahrungen Berücksichtigung finden können. Feinfühlige Fachkräfte, die in guter Abstimmung mit ihrem Team und den Eltern stehen, begleiten Kinder unterstützend auf ihrem Weg zur nächsten Entwicklungszone. Dabei gelingt es ihnen bestenfalls, sich im schmalen Bereich zwischen Über- und Unterforderung zu bewegen.
Beispiel für feinfühlig-professionell gestützte Teilhabe: Wickeln
Die Wickelsituation ist zugleich eine Beziehungs- und Bildungsgelegenheit. Die Fachkraft kann dem Kind dabei einen guten Moment schenken und es dabei unterstützen, seinen Körper kennenzulernen. Teilhabe hängt hier u.a. von räumlichen Aspekten ab (Temperatur oder ob z.B. eine Treppe zum Wickeltisch vorhanden ist), aber vor allem: vom feinfühligen Antwortverhalten der Fachkraft auf die Signale des Kindes. Das beginnt mit der Frage nach dem Wickelbedarf. Ungefragtes Riechen an der Windel oder gar der Griff in die Hose ist weder feinfühlig noch wahren sie die Grenzen des Kindes.
Den Feinzeichen des Kindes (wie Hautfarbe, Atmung und Muskelspannung) Aufmerksamkeit zu schenken, das Kind zu fragen, es über die einzelnen Handlungsschritte zu informieren und das Antwortverhalten des Kindes abzuwarten, braucht Zeit und stellt einen hohen Anspruch an die Fachkraft.
• Ist der Körper des Kindes weich? Gibt es Widerstände?
• Fühlt es sich wohl? Ist es (im Raum) warm genug?
• Sucht das Kind Augenkontakt zur Fachkraft? Wird darauf eingegangen?
• Wie wird das Geschehen von der Fachkraft verbalisiert und non-verbal unterstützt? Wird gespiegelt und bekommt das Kind Rückmeldungen zu
seinem Verhalten?
• Was passiert im Falle von Unwohlsein und Weinen des Kindes?
Weitere Informationen und Literatur
- Remsperger, Regina (2019): Feinfühlige Beziehungen in der Kindertagesbetreuung. Die Bedeutung der Fachkraft-Kind-Beziehung. Online abrufbar unter: https://www.nifbe.de/component/themensammlung?view=item&id=896&catid=42
- Beckh, Kathrin / Berkic, Julia / Mayer, Daniela (2016): Feinfühligkeit von Eltern und ErzieherInnen. Beziehungen mit Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren gestalten. Online abrufbar unter: https://www.ifp.bayern/files/media/ifp/public/projects/feinfuehligkeit/ifp_bkk_broschuere_feinfuehligkeit_von_eltern_und_erzieherinnen.pdf
- Gutknecht, Dorothee (2014): Responsivität: Antworten und sich abstimmen. Klärung des Begriffs und Praxisbeispiele. Online abrufbar unter: https://www.nifbe.de/component/themensammlung?view=item&id=581&catid=44
- Weltzien, Dörte (2014): Pädagogik. Die Gestaltung von Interaktionen in der Kita
- Schöllhorn, Angelika (2012): Damit Entwicklung gelingt. Feinzeichen, Feinfühligkeit und Bindung. Online abrufbar unter:
https://guter-start-ins-kinderleben.tg.ch/public/upload/assets/48732/2012-09-20_BindungEntwicklung_GSiK_TG2.pdf - Stadt Bielefeld (2005): Was Kinder brauchen. Sieben Grundbedürfnisse. Online abrufbar unter:
http://hkumt.de/wp-content/uploads/2016/10/WasKinderbrauchen.pdf
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