Ich entscheide das!
Abstimmen mit Ampelkarten
Ziele und Dauer
Farben zur Strukturierung von Räumen und zur einfachen Darstellung von Regeln (z.B. beim Zugriff auf Materialien) sind Kindern im Kita-Alltag vertraut. Auf dieses Vorwissen lässt sich bei Abstimmungen im Sinne einer non-verbalen Kommunikations-Unterstützung zurückgreifen. Für die tatsächlich erlebte Mitbestimmung der Kinder haben sichtbare Abstimmungen eine hohe symbolische Bedeutung: sie können sehen, dass sie gefragt werden.
- Autonomie befördern und zum Mithandeln in Wahlprozessen anregen
- Partizipation ermöglichen mit anregendem Material im Rahmen der sicheren (vorbereiteten) Umgebung auf dem Deckel der Beteiligungs-Schatzkiste
Kompetenzentwicklung: kognitiv (Kommunikationsfähigkeit, Farben erkennen und benennen), sozial (Empathie, Frustrations-Toleranz, Durchsetzungsfähigkeit und Kompromissbereitschaft) und motorisch (Hand-Augen-Koordination)
Zeitbedarf: entsprechend der Fragestellung und des Gesprächsbedarfs; Aufmerksamkeitsspanne beachten: max. 30 Minuten pro Abstimmung
Altersempfehlung: ab 2 Jahren
Tipp: Weitere Abstimmmöglichkeiten eröffnet die Beteiligungs-Schatzkiste z.B. in Form von Holzwürfeln. Die Wahlkabine schafft dabei Raum für geheime Wahlen.
Durchführung
Gegenstand der Entscheidung: Die Fragestellung bzw. der Gegenstand der Entscheidung wird von den pädagogischen Fachkräften gut sichtbar gemacht: bestenfalls als realer Gegenstand oder auch in Form einer Abbildung (Foto oder Zeichnung).
Farbzuordnung: Die pädagogische Fachkraft erklärt, welche Farbe welche Bedeutung hat: grün = „Das will ich!“, gelb = „Ich weiß noch nicht…“, rot = „Nein, ohne mich!“.
Wichtig: Für die Kinder muss klar sein, welche Folge die Abstimmung haben wird: Was verändert sich dann, wenn ich diese oder jene Karte hoch halte? Woran kann ich das dann erkennen? Und was ist mit denen, die die Abstimmung „verloren“ haben? Hier können weitere Erläuterungen der pädagogischen Fachkraft nötig sein. Es wird erst abgestimmt, wenn die Kinder signalisieren, dass sie verstehen, worum es tatsächlich geht und welchen Einfluss sie darauf nehmen können. Es muss vermieden werden, dass nach der Abstimmung etwas ganz anderes passiert, als es das Ergebnis erwarten lässt. Wenn nicht klar ist, ob das Ergebnis dann auch umgesetzt werden kann (z.B. eine Regeländerung oder die Anschaffung von neuem Spielzeug o.Ä.), sollte auf eine Abstimmung verzichtet werden. Beabsichtigte wie unbeabsichtigte „Scheinabstimmungen“ untergraben das Vertrauen in die Entscheidungsfähigkeit der Kinder.
Eindeutige Fragestellung: Die pädagogische Fachkraft oder auch eines der Kinder stellt dann die Frage, über welche abgestimmt werden soll. Möglichst kurz und eindeutig. Dabei dienen ein geeigneter Gegenstand oder eine Abbildung des Themas für die Kinder als Erinnerungsanker.
Auszählung: Gemeinsam zählt die Fachkraft mit den Kindern, wie oft welche Farbe hochgehalten wird. Das Ergebnis für jede Farbe kann durch eine Strichliste und die entsprechende Zahl für alle sichtbar gemacht werden. Auch eine enstprechende Zahl an Holzwürfeln kann übereinander gestapelt werden. Dies begleitet die pädagogische Fachkraft sprachlich. Welches ist die höhere Zahl?
Ergebnis der Abstimmung: Wie die Abstimmung ausgegangen ist, wird durch den Vergleich der Anzahl der drei Farbkarten markiert, z.B.: „X Kinder haben sich dafür, Y Kinder haben sich dagegen entschieden und Z Kinder waren unentschieden“. Die gestapelten Holzwürfel können hierbei für den optischer Vergleich herangezogen werden. Wenn vor jedem Stapel dann noch eine Karte in der jeweiligen Farbe liegt, fällt die Verbindung zwischen Würfeln und Karten noch leichter.
Was passiert nun? Erneut wird aufgezeigt, wie es nun nach diesem Ergebnis weitergeht: Was passiert als Nächstes? Und auch wichtig: Was machen wir mit denjenigen, die dagegen oder unentschlossen waren? Wie wird es aufgefangen, dass sie in dieser Abstimmung unterlegen sind? Darüber wurde bestenfalls schon im Vorfeld gesprochen. An dieser Stelle wird es erneut aufgegriffen, bspw.: „Es gab heute mehr Kinder mit grünen als Kinder mit roten oder gelben Karten. Für die einen ist das schön, die anderen fühlen sich nun vielleicht traurig oder sogar wütend. Deshalb werden wir folgendes machen: alle, die rote Karten gezeigt haben, schauen sich einmal an, was sich nun genau verändert und wie sich das für sie anfühlt. Wenn es ihnen nicht gut damit geht, kommen wir hier wieder zusammen und stimmen erneut ab. Wie klingt das für euch?“. Im Falle von mehr roten Karten geht es enstprechend darum, den Kindern, die sich eine Veränderung gewünscht hätten, Mut zuzusprechen, es vielleicht an einem anderen Tag noch einmal zu probieren. Sie könnten vorher mit ein paar der Kinder mit den roten Karten über ihre Ideen sprechen und sie so möglicherweise davon zu überzeugen, beim nächsten Mal die grüne Karte zu heben.
Weitere Informationen
Ampelkarten können neben Abstimmungen auch gut für allgemeine Stimmungsbilder genutzt werden: „Wie geht es dir heute? Wie hat dir das Essen geschmeckt? Wer braucht heute Mittag Ruhe (grün), wer nicht (rot)?“. Das vertiefende Gespräch über das, was das Stimmungsbild oder die Abstimmung ergibt, ist von zentraler Bedeutung. Alternativ können hier auch die Smiley-Holzscheiben zum Einsatz kommen.
Alltagspartizipation
Alltagspartizipation in der Kita ist ein wesentlicher Bestandteil der Demokratiebildung. Partizipation in Alltagssituationen ist ein bedeutender Aspekt, um Selbstwirksamkeit bei Kindern zu fördern. Partizipation umzusetzen, wird im Alltag durch konkretes Erleben ermöglicht. Die Fachkräfte geben Zeit, um das Mitbestimmen ohne Druck ablaufen zu lassen. Fachkräfte ermutigen die Kinder, sich ihrer Selbsthilfefähigkeit und Selbstwirksamkeit bewusst zu werden. Vom ersten Tag an ist der Aufbau einer starken emotionalen Bindung zu jedem Kind wichtig, die Aufrechterhaltung dieser Bindung über die gesamte Kita-Zeit hinweg und die Berücksichtigung des Kindeswillens.
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